«Generation Praktikum» nur ein Mythos?

Studentinnen vor Universität

In den Kreativ-Branchen wird mit Abstand am häufigsten auf Praktikanten zurückgegriffen. Allerdings arbeitet nur ein Prozent aller Absolventen ein Jahr nach dem Examen noch als Hilfskraft.

Die so genannte «Generation Praktikum» hat nach den Ergebnissen einer deutschlandweiten Studie weit bessere Jobchancen als bislang angenommen. Nur jeder achte Fachhochschul- und nur jeder siebte Universitäts-Absolvent macht nach dem Abschluss ein Praktikum, berichtet «Die Zeit» auf Basis einer neuen Untersuchung der Hochschulberatung HIS. Bundesbildungsministerin Annette Schavan sagt der «Zeit» über die «Generation Praktikum», «dass die tatsächliche Lage besser ist als die gefühlte».

Kreative Berufe Praktikums-lastig

Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Fachrichtungen signifikant: In den «kreativen Branchen» wird mit Abstand am häufigsten auf Praktikanten zurückgegriffen. Die Sparte der «sonstigen Dienstleistungsbetriebe» beansprucht allein 16 Prozent aller Praktikanten mit FH- und zwölf Prozent aller Praktikanten mit Uni-Abschluss. Drei bzw. zwölf Prozent arbeiten in der Presse- und Rundfunkbranche, drei bzw. neun Prozent im Bereich Kunst und Kultur. Hiernach sind auch vergleichsweise viele Universitätsabsolventen in diesen Sparten als Praktikanten tätig.

Wenig «Kettenpraktika»

Die Verbreitung von «Kettenpraktika» oder Praktikumskarrieren ist auf dem Gesamtmarkt gering: Nur etwa jeder zehnte Fachhochschulabsolvent, der nach dem Studium ein Praktikum absolviert hat, und etwa jeder fünfte Universitätsabsolvent mit Praktikumserfahrungen nach dem Studium hat zwei oder mehr Praktika durchlaufen. Frauen machen häufiger nach dem Studium Praktika als Männer – bei Universitätsabsolventen 18 Prozent gegenüber zwölf Prozent.

«Ängste übertrieben»

Auf den ganzen Arbeitsmarkt gerechnet, arbeitet nur ein Prozent aller Absolventen ein Jahr nach dem Examen noch als Hilfskraft. Bei den Hochschulabsolventen von einer «Generation Praktikum» zu sprechen, erscheine daher «nicht gerechtfertigt», sagt HIS-Mitarbeiter Kolja Briedis: «Die Aufregung und die Ängste, die unter Studenten und Jungakademikern grassieren, wirken angesichts der beobachteten Wirklichkeit arg übertrieben.»

HIS hat für die deutschlandweit erste repräsentative Studie zu dem Thema fast 12.000 Absolventen des Jahrgangs 2005 befragt. Auftraggeber war das Bundesbildungsministerium. Als «Generation Praktikum» waren Universitätsabgänger der vergangenen Jahre bezeichnet worden, von denen nach Medienberichten viele keine Arbeitsplätze finden und die sich daher mit schlecht bezahlten Praktika durchschlagen müssten.

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