Der Softwarehersteller Microsoft hat angekündigt, dass das kommende Betriebssystem Windows 7 in Europa ohne den Internet Explorer ausgeliefert werden wird. Dies berichtet Microsofts stellvertretender Chefjurist Dave Heiner in einem Blogeintrag des Unternehmens. Damit will der Konzern einer weiteren Strafzahlung durch die EU-Kommission entgehen. Der Webbrowser wird schliesslich sowohl Nutzern als auch Computerherstellern separat angeboten. Die Spezialversionen für den europäischen Markt werden mit einem «E» gekennzeichnet, schreibt Heiner.
Strategiewechsel
Für den Konsumenten wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch kaum etwas ändern. Vor allem beim Kauf eines neuen Rechners inklusive Betriebssystem ist davon auszugehen, dass der PC-Hersteller einen Browser vorinstalliert – der Einfachheit halber vermutlich den Internet Explorer, wie Microsoft-kritische Stimmen behaupten. Für Microsoft bedeutet dieser Schritt allerdings einen Strategiewechsel. Bislang argumentierte man in Redmond, dass der Internet Explorer ein fester Bestandteil des Betriebssystems sei und man deshalb nur beides zusammen ausliefern würde. Wiederholt wurde diese Tatsache von der EU beanstandet. Sie verstosse gegen europäisches Wettbewerbsrecht, hiess es aus Brüssel.
Keiner statt alle
Zuletzt strengte der norwegische Browserhersteller Opera durch eine Beschwerde ein neues EU-Verfahren an. Mittlerweile haben sich auch die Browser-Konkurrenten Mozilla und Google angeschlossen. Ein Vorschlag seitens der EU sah vor, dass die Rechner bzw. die Betriebssysteme mit einer Auswahl an Browserprogrammen ausgeliefert werden sollten. Somit hätte der Nutzer die freie Wahl zwischen den Applikationen. Das wäre auch im Sinne der Mitbewerber. In einer Stellungnahme der EU-Kommission heisst es nun kritisch, Microsoft habe sich entschieden, das Betriebssystem ohne Webbrowser auszuliefern. Anstatt mehr Auswahl, gäbe es nun sogar weniger.
Opera unzufrieden
Von Seiten Operas ist nun zu vernehmen, dass man ebenfalls noch nicht zufrieden sei. Der aktuelle Schritt reiche noch nicht, wird Opera-Chef Håkon Wium Lie vom Branchenportal Cnet zitiert. «Ich glaube nicht, dass dies dazu führt, den Wettbewerb anzukurbeln», meint Lie. Er spricht sich hingegen für den Vorschlag der EU-Regulatoren aus. So soll den Nutzern eine Auswahl an verschiedenen Browsern angeboten werden, sobald sie sich das erste Mal mit dem Internet verbinden. Die EU muss den Softwarekonzern dazu bringen, das Betriebssystem mit mehreren vorinstallierten Browsern auszuliefern, so der Opera-Chef. Der Kunde hätte somit die Wahl.