Platz 1 bei der Negativ-Preisverleihung errang die Waschtisch-Armatur «Giorno», im Original von Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG, Iserlohn, Design: Massimo Iosa Ghini, Bologna, Italien. Das Plagiat stammt von Groemix, Warschau, Polen (rechts im Bild). Der Plagiarius soll auf Produkt- und Markenpiraterie aufmerksam machen und diese durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit vermindern.
Die Europäische Kommission schätzt, dass bereits 7-10% des Welthandels Fälschungen und Plagiate sind und dass dadurch weltweit ein volkswirtschaftlicher Schaden in Höhe von € 200-300 Mrd. pro Jahr entsteht und mehr als 200.000 Arbeitsplätze vernichtet werden, Tendenz steigend.
Bei den aktuellen Einreichungen zum Plagiarius-Wettbewerb wurden rund zwei Drittel der Plagiate in Europa (davon ca. 50% in Deutschland) hergestellt oder verkauft; nur ca. ein Drittel stammte aus China bzw. Südostasien. Den Schaden haben die kreativen, ehrlichen Unternehmen. Angefangen von Umsatzrückgängen über den Verlust von Marktanteilen und die Zerstörung der Glaubwürdigkeit der Marke bis hin zu unberechtigten Produkthaftungsklagen. Werden Qualitäts- und Sicherheitsstandards vernachlässigt, so bekommen auch die Konsumenten die negativen Auswirkungen von Fälschungen und Plagiaten zu spüren. Minderwertige Produkte können nachweislich Gesundheit oder sogar Leben gefährden.
Produkt- und Markenpiraterie ist auch in Politik und Wirtschaft zu einem Thema mit Top-Priorität geworden. Die Bundesregierung will die Rechte von Schutzrechtsinhabern zukünftig weiter stärken. Ziel ist, den weltweiten Handel mit Fälschungen und Plagiaten wirksamer als bisher zu unterbinden und das System der strafrechtlichen Sanktionen europaweit zu verbessern und zu vereinheitlichen. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries legte vor kurzem einen Gesetzentwurf vor, der vorsieht, dass Geschädigte in Zukunft auch von Dritten Informationen verlangen können, z. B. von Spediteuren, Paketdiensten oder Internet-Providern. Ausserdem können geschädigte Unternehmen Schadensersatz verlangen, und zwar in Höhe der illegalen Gewinne oder der Lizenzgebühren.
Mit gezielter Aufklärung und Beratung sowie regelmässiger Öffentlichkeitsarbeit hat die Aktion Plagiarius in den letzten Jahrzehnten viel erreicht und sowohl bei Designern und Unternehmern, als auch bei Politikern, dem Gesetzgeber und nicht zuletzt bei den Verbrauchern Bewusstsein für die Problematik geschaffen. Die hohe Medienpräsenz des Plagiarius sowie die zahlreichen Anfragen für Ausstellungen und Vorträge zeigen das grosse Interesse, aber auch den nach wie vor hohen Informationsbedarf zu diesem Thema. Der international wachsende Bekanntheitsgrad des Plagiarius verstärkt auch die abschreckende Wirkung des Negativpreises auf Nachahmer. Um der öffentlichen Blamage zu entgehen bzw. diese möglichst gering zu halten, einigen sich gerade deutsche und europäische Plagiatoren teilweise noch vor der Jurierung, teilweise unmittelbar nach der Preisverleihung mit dem Originalhersteller. Sie nehmen z.B. die Nachahmungen vom Markt, unterschreiben Unterlassungserklärungen und/oder geben den Hersteller der Waren preis.
Aktuell unterstützt die Aktion Plagiarius die Anfang dieses Jahres gestartete Kampagne «Messe Frankfurt against Copying», mit der die Messe Frankfurt AG Aussteller und Besucher aller Fachmessen frühzeitig für das Thema Marken- und Designschutz sensibilisieren möchte. Im Foyer der Halle 4.1 informieren Fachexperten vom Zoll, vom Deutschen und Europäischen Markenamt sowie vom APM Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie und der Aktion Plagiarius an einem eigens für diese Zwecke eingerichteten Informations-Center zum Thema Schutz Geistigen Eigentums.
Für Ende Mai 2006 ist die Eröffnung des «Museum Plagiarius» in der neu gestalteten Südlichen Innenstadt von Solingen geplant. Neben der Ausstellung, die Originale und Plagiate der unterschiedlichsten Branchen im direkten Vergleich zeigt, werden regelmässig Veranstaltungen bezüglich der Bekämpfung von Produkt- und Markenpiraterie stattfinden.