Genug mit dem ewigen Hype um «Kreative», beschlossen die Köpfe von Mutabor Design, Heinrich Paravicini und Johannes Plass. Gerade Designer sollten sich nicht allzu ernst nehmen, meinen die beiden, – und nicht erst bei ihren Produkten, sondern bei sich selbst mit dem Aufräumen anfangen. Dieses Szenario bildet also die Grundlage für einen selbstbewussten PR-Gag.
Hierzu haben die zwei Partner jetzt beschlossen, das gängige intellektuelle Designer-Klischee auf ihre Art zu beantworten: visuell. Das Vorbild war schnell gefunden. «Die Zwei», Kult-Fernsehserie mit Roger Moore und Tony Curtis aus den 1960er Jahren, stand Pate – und das nicht, nur weil die charmanten Vorbilder ebenfalls Autonarren waren.
Die leidigen Klischees zu ihrem Berufsstand brachten das Ganze bei den Mutabor-Machern ins Rollen. Demnach sind Kommunikationsdesigner weltfremd, intellektuell und uninteressant, sie tragen schwarze Rollis und Mikli-Brillen, können eigentlich nur mit ihresgleichen kommunizieren und bewegen sich in einer Schein-Welt, die anderen Menschen suspekt erscheint. Das Schlimmste: 95 Prozent aller Deutschen wissen eigentlich gar nicht, was Kommunikationsdesigner tun. Mutabor sagt: «Daran sind sie selber schuld.» Und: «Das machen wir anders.»
Frei nach dem Credo «Kommunikationsdesign macht das visuelle Outfit des Lebens» baten Johannes Plass und Heinrich Paravicini den Londoner Wallpaper-Fotografen Heiko Prigge um eine adäquate Inszenierung. Ergebnis im Bild: Das neue Selbstbewusstsein von Kommunikationsdesignern – ganz ohne Klischees versteht sich…
Prigge, vor dessen Kamera bereits Künstler und Kreative wie John Malkovich, Jerry Hall, Diane von Fürstenberg, ICE-T und Jamiroquai standen, zeigt die beiden Designer als das, was sie sind: ein smartes Team und zwei sehr unterschiedliche Charaktere. Heinrich Paravicini: «…eben so wie Roger Moore und Tony Curtis in ‹Die Zwei›. Sie geben Vollgas für die gemeinsame Sache, nehmen sich dabei nicht so ernst, geniessen das Leben, sind unverkrampft und erfolgreich. Das passt zu uns.»
Die Fotografien von den beiden Markenkünstlern sind echte, harte Statements, stellen die «Zwei» in eine luxuriöse Kunstwelt mit heissen Flitzern, Frauen und Flugzeugen – die richtige Kulisse für zwei trendorientierte Designer von Lifestyle- und Technologiemarken. Die mit ihrem Kommunikationsdesign regelmässig für Aufsehen sorgen. Und immer wieder einfallsreiche Prototypen und Marken für die Welt von morgen und übermorgen schaffen. So etwa «Trystan» die virtuelle und weltweit erste geschlechtsspezifische Marke eigens für Männer. Oder «Flat», die Touchscreen-Uhr, deren Oberfläche sich je nach Stimmung vom Nutzer selbst designen lässt. Oder das erste Magazin, das ausschliesslich von einem Computer gestaltet wurde.
«Wir sind Designer – und wie bei Mode- oder Möbeldesignern auch, geht es uns um das Streben nach neuen Ideen und aufregenden Formen. Nur dass wir eben keine Stühle oder Mode entwerfen, sondern ‹Outfits› für Marken. Uns ist wichtig, dass wir Design für Menschen und mit Leidenschaft machen, uns und unser Design immer wieder neu erfinden», meinen die zwei Chefkreativen, die nach dem Dolce & Gabbana-Prinzip arbeiten – zwei Vollblutdesigner treffen die kreative Entscheidung, deren Ausführung im 30-köpfigen Agenturteam weiter entwickelt wird.
Das Designmagazin «Mutabor», das am Anfang der Agenturgeschichte steht, gilt in der internationalen Designszene bis heute als Sammlerstück. Das gilt auch für Bücher wie «Lingua Grafica» (2001) und «Lingua Universalis» (2004), als Nachschlagewerke der Bildsprache konzipiert und in der Branche als Kultlektüre bekannt. Mutabor-Publikationen werden in allen wichtigen und führenden Museen und Galerien der Welt verkauft, so etwa im MoMa New York, in der Tate Modern in London oder im Centre Pompidou in Paris.