Apple hat heute auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2006 in San Francisco erstmals Mac OS X 10.5 Leopard, die sechste grosse Version des Betriebssystems Mac OS X, demonstriert. Die Verfügbarkeit von Leopard ist für das Frühjahr 2007 vorgesehen. Mit neuartigen Merkmalen in Leopard wie «Time Machine» (Zeitmaschine) für die automatische Datensicherung und -wiederherstellung und «Spaces» (Räume) für den schnellen Wechsel zwischen Programmgruppen, die zur Erledigung bestimmter Aufgaben angelegt werden können, möchte Apple seine Vorreiterrolle in Sachen Nutzeroberfläche weiter ausbauen:
«Innovationen wie Time Machine und Spaces untermauern die Vorreiterstellung von Mac OS X bei Betriebssystemen», sagt Steve Jobs, Vorstandschef von Apple. «Während Microsoft noch versucht, die Version von Mac OS X zu kopieren, die wir vor ein paar Jahren ausgeliefert haben, bauen wir mit Leopard den Vorsprung wieder aus.»
Leopard führt auch umfassende Neuerungen in Mail und iChat ein, darunter Vorlagen, Notizen und Aufgabenlisten in Mail. Neu in iChat sind «Photo Booth»-Effekte und die Möglichkeit, das eigene Abbild in beliebige Foto- oder Video-Hintergründe einzusetzen sowie die Live-Darstellung von iPhoto-Diashows, Keynote-Präsentationen und der Einsatz von Videos.
«Time Machine»
Mit seiner Fähigkeit, Anwender in die Zeit zurück reisen zu lassen, um gelöschte Dateien, Programme, Fotos oder andere digitale Daten wiederzufinden, bewahrt die Time Machine unersetzliche Datenbestände aus dem digitalen Leben des Anwenders. Alles auf dem Mac wird von Time Machine automatisch auf eine externe Festplatte oder einen Server gesichert. Im Falle eines Datenverlustes ist es möglich, über eine zeitbasierte Anzeige die Uhren zurückzudrehen, um die verlorenen Daten aufzuspüren und sie jederzeit wiederherzustellen. Was zunächst wie die blumige Beschreibung einer schnöden Backup-Software durch Apples Marketing-Abteilung klingt, ist durchaus wörtlich zu nehmen: den Unterschied macht hier die Oberfläche, die den Nutzer sprichwörtlich auf eine dreidimensionale Zeitreise schickt. Es braucht nur einen Mausklick, um eine einzelne Datei, ein Foto oder eben alles auf einem Mac der Vergangenheit zu entreissen. Bleibt nur abzuwarten, wie hier Performance und Festplattenkapazitäten mitspielen.
«Spaces»
Spaces ist eine neue Art und Weise, Programme für bestimmte Aufgabenstellungen in einem «Space» zusammenzufassen und zwischen verschiedenen Räumen zu wechseln, um die für eine anstehende Aufgabe erforderlichen Programme anzuzeigen. Die verschiedenen «Spaces» können aus der Vogelperspektive erfasst und der gewünschte Space mit einem Tastendruck oder Mausklick ausgewählt werden. Das Konzept ähnelt damit den in Linux-Systemen verbreiteten «virtuellen Schreibtischen», allerdings wirkt Apples Lösung weitaus ausgereifter.
Auch Mail besitzt in Leopard neue Funktionen. «Mail Stationary» bietet mehr als 30 verschiedene anpassbare Designs mit Fotos und Grafiken zur Erstellung von – so Apple – «visuell beeindruckenden» E-Mails. Zu den Vorlagen gehören Fotogalerien, Einladungen, Geburtstags- und Grusskarten, die beim Empfänger sowohl auf dem Mac wie auf dem PC eine persönliche Note hinterlassen sollen. Mit «Mail Notes» lassen sich Gedanken oder Ideen in einer Notiz festhalten, Grafiken und Anhänge einbinden und innerhalb der vertrauten Mail-Umgebung wie eine E-Mail-Nachricht organisieren. Aus jeder E-Mail oder Notiz lässt sich eine «To Do»-Liste erstellen, die in iCal angezeigt oder verschickt werden kann. Mail kann nun auch RSS-Feeds direkt anzeigen sowie RSS-Nachrichten sowie Mitteilungen darüber empfangen, wenn ein neuer Artikel erschienen ist. «Intelligente Postfächer» sammeln alle Nachrichten zu einem bestimmten Thema an einem Ort.
Weitere Funktionen
Zu den weiteren Funktionen von Leopard gehören:
- eine vollständige native 64-Bit-Unterstützung, die Programmen die Vorteile der 64-Bit-Berechnung erschliesst und dabei die Geschwindigkeit und Kompatibilität zu bestehenden 32-Bit-Mac OS X-Programmen und -Treibern gewährleistet
- Verbesserungen von Boot Camp, der Anwendung, um Windows nativ auf einem Intel-basierten Mac einzusetzen
- Front Row, das zusammen mit der Apple Remote Fernbedienung auf allen neuen Macs ausgeliefert wird, um digitale Inhalte wiederzugeben, unterstützt nun auch Video-Podcasts
- iCal 3 mit Arbeitsgruppen-Fähigkeiten, einer Ereignisablage und standardbasierter CalDAV-Unterstützung
- eine verbesserte Spotlight-Suche, die noch schneller sein soll, eine noch umfassendere Vorschau bietet und im Netzwerk Verzeichnisse auf anderen Macs durchsuchen kann
- neue Funktionen der Kindersicherung mit Sperrstunden, Zeitlimits und Fernsteuerung;
- «Core Animation», eine neue Grafiktechnologie, die es einfach machen soll, visuelle Effekte und Animationen zu erstellen
- umfassende Weiterentwicklungen bei den Bedienungshilfen («Universal Access»), darunter Verbesserungen bei VoiceOver, dem integrierten Screenreader von Apple
- Weiterentwicklungen der Sicherheitsfunktionen, darunter Anti-Phishing-Mechanismen in Mail und Safari sowie eine automatische Firewall, die die Netzwerk-Ressourcen von Programmen begrenzen kann
- neue Entwicklungswerkzeuge, darunter Xcode 3 mit 64-Bit Unterstützung, DashCode, um neue Dashboard Widgets zu erstellen und Xray, um die Performance von Programmen zu optimieren.