Teile der berühmten Gernsheim-Sammlung mit historischen Fotografien sind für eine Ausstellung aus den USA nach Mannheim gebracht worden. Die weit über 100 Bilder sind seit 1963 im Besitz des Harry Ransom Center der Universität Texas, wie die Reiss-Engelhorn-Museen am Montag in Mannheim mitteilten. Sie werden ab dem 9. September in der Sonderausstellung «Die Geburtsstunde der Fotografie – Meilensteine der Gernsheim-Collection» in Mannheim präsentiert.
Ältestes Foto
Unter den Leihgaben ist die wohl erste dauerhafte Fotografie der Welt, die wahrscheinlich 1826 aufgenommene Heliografie «Blick aus dem Fenster in Le Gras» des Franzosen Joseph Nicéphore Niépce. Das Bild war zuletzt 1961 in Deutschland zu sehen, das Ransom Center verleiht es sonst nie. Das Bild wird in einem ausgeklügelten Schaukastensystem gezeigt, das Niépces Heliografie dauerhaft vor Verfall schützen soll. Es besteht aus einem Schaukasten und einem Untergestell mit Messinstrumenten und einem Alarmsystem. Mit einem ähnlichen Konservierungssystem werden wichtige Objekte und Urkunden wie die ägyptische königliche Mumiensammlung oder die indische Verfassung aufbewahrt.
Das Ransom Center stellt für die Ausstellung auch einige der ersten Daguerreotypien zur Verfügung, darunter Louis Jacques Mandé Daguerres Aufnahme «Notre-Dame und die Île de la Cité, Paris», entstanden um das Jahr 1838. Zu den Höhepunkten zählen zudem historische Porträts von Künstlern wie Wassily Kandinsky und Piet Mondrian sowie weltberühmte Fotos wie Alfred Eisenstaedts «V-J Day in Times Square», das zeigt, wie ein Matrose in New York im Freudentaumel über das Kriegsende eine ihm unbekannte Krankenschwester küsst.
100. Geburtstag von Helmut Gernsheim
Anlass für die Ausstellung ist der 100. Geburtstag des Foto-Pioniers Helmut Gernsheim (1913-1995) im kommenden Jahr. In Mannheim werden erstmals seit einem halben Jahrhundert beide Teile seiner einzigartigen Fotosammlung vereint: Der historische Teil ist im Besitz des Harry Ransom Center in Texas, der zeitgenössische gehört seit gut zehn Jahren den Reiss-Engelhorn-Museen.
Die rund 250 Exponate gewährten einen Einblick in die Fotografie des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Spektrum reicht von Daguerreotypien über die Viktorianische Epoche bis hin zu Meisterwerken zeitgenössischer Fotografie, die das kollektive Bildgedächtnis heute prägen. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 6. Januar 2013.