AFP, AP, ddp und dpa verzichten auf die Wortberichterstattung der Deutschlandtournee von Robbie Williams. Zuvor hatten die Tourveranstalter des britischen Popstars die Bildjournalisten der Nachrichtenagenturen von den Konzerten ausgeschlossen. «Nach Knebelverträgen ist dieser Ausschluss von Fotografen nun der nächste Versuch, die freie Berichterstattung über Robbie Williams zu verhindern», kritisiert Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbands (DJV), das Vorgehen der Tourmanager. «Williams und seine Manager kommen anscheinend nicht damit klar, dass die Medien nicht nach ihrer Pfeife tanzen wollen.»
«Die Künstleragenturen versuchen so Einfluss darauf zu nehmen, auf welche Weise ihre Klienten fotografiert werden. Man will sie wohl möglichst vorteilhaft herüber bringen», vermutet Hendrik Zörner, Sprecher des DJV, die Motive hinter diesem Verhalten.
Seit über zwei Jahren sei das Thema am Kochen, sagt Justus Demmer, Sprecher der dpa. Mit den Knebelverträgen würden die Journalisten etwa gezwungen, das für die Veröffentlichung bestimmte Bildmaterial von den Künstleragenturen vorher freigeben zu lassen. Auch die Bestimmung, das Bildmaterial nach 90 Tagen zu vernichten, soll vorkommen. Die krasseste Variante solcher Verträge beinhalte eine Klausel, in der die Fotografen das Bildmaterial der Künstleragentur kostenlos zur Verfügung stellen müssten, so Zörner. Die Manager griffen mit solchen Mitteln massiv in die Pressefreiheit ein, betont Demmer.
Die Nachrichtenagenturen verzichten nicht zum ersten Mal auf die Wortbildberichterstattung von Musikveranstaltungen. Schon 2003 verärgerten Peter Gabriel und Bob Dylan mit diesen Methoden die Journalisten. Auch im vergangenen Jahr verzichtete dpa zusammen mit AP und ddp freiwillig auf die Berichterstattung der Robbie-Williams-Tournee sowie auf die von Destiny’s Child. Sie wollten die «rechtswidrigen» Vertragsbedingungen nicht akzeptieren. Die Vertragsformulierungen stammen in der Regel aus den USA, daher betreffen die Boykotts meist Künstler aus den USA. In Deutschland sind solche Verträge zwar rechtswidrig, es sei jedoch kaum möglich, rechtlich dagegen vorzugehen, so Zörner. «Solchen Knebelverträgen, die leider immer mehr in Mode kommen, wollten die Agenturen nicht zustimmen, und sie verzichteten konsequenterweise auch auf jegliche Wortberichterstattung über das Konzert», ergänzt DJV-Chef Konken. «Doch statt die Vertragsinhalte zu überdenken, reagieren die Organisatoren nun scheinbar beleidigt.»
Journalisten von Musikmagazinen sind von solchen Verträgen ebenfalls betroffen. Für diese Medien sind jedoch viele freie Journalisten im Einsatz, die solche Verträge notgedrungen unterschreiben. Demmer befürchtet, dass sich das Problem in Zukunft weiter verschärfen werde und die Versuche der Musiker bzw. ihrer Manager, in die Pressefreiheit einzugreifen, massiver werden könnten.
Aktualisierung 14.07.06
Heute hat auch der Südwestrundfunk bekanntgegeben, dass er die Zusammenarbeit mit Robbie Williams aus Protest gegen die Einschränkung der Pressefreiheit aussetze. SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann sagte, Robbie Williams sei zwar ohne Zweifel ein Super-Star, der gute Musik mache und bei seinen Fans sehr beliebt sei. Doch das Management stelle unerträgliche Bedingungen für die journalistische Berichterstattung.