Osborne-Stier wird 50

«Veterano»-Stier
«Veterano»-Stier

Er ist spanisches Nationalsymbol und Kunstobjekt zugleich – der Osborne-Stier ist weit mehr als ein Markenzeichen. Das Tier feiert nun seinen Fünfzigsten.

Jeder Spanien-Urlauber kennt ihn, er gehört zu den meistfotografierten Markenzeichen der Welt: der Osborne-Stier. Das Symbol des gleichnamigen Brandy-, Sherry- und Wein-Produzenten feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. 1956 vom Designer Manolo Prieto entwickelt, avancierte der Stier in den vergangenen fünf Jahrzehnten zum Wahrzeichen der spanischen Nation. Heute steht er über 90 Mal in Überlebensgrösse an spanischen Fernstrassen. Er ist im Katalog der spanischen Kulturgüter offiziell als Monument eingetragen und hat zahlreiche renommierte Künstler zu modernen Interpretationen inspiriert.

Im Jahr 1956 beauftragte Osborne die Werbeagentur Azor mit dem Entwurf einer Werbetafel für die Osborne Brandy-Marke Veterano. Das Ergebnis war die Zeichnung des Stieres von Manolo Prieto und damit die Geburtsstunde des bekanntesten Stieres der Welt. Ein Jahr später errichteten Arbeiter die erste Werbetafel in Stierform. Sie war zwölf Meter gross und aus Holz gefertigt. Diesem Stier folgten mehr als 90 weitere, die inzwischen an zahlreichen Fernstrassen Spaniens eindrucksvoll auf das Unternehmen hinweisen.

Der Siegeszug des Osborne-Stieres verlief nicht ohne Rückschläge. 1988 wurde in Spanien ein neues Fernstrassengesetz erlassen, das Werbetafeln und damit den Osborne-Stier an öffentlichen Strassen verbot. Es entfachte sich daraufhin ein regelrechter Kampf um den Stier. Die gesamte Nation identifizierte sich mit dem Symbol und machte sich für den Verbleib der Stiere stark. Das spanische Unterhaus stellte noch im gleichen Jahr 21 Werbeschilder als «historisches andalusisches Erbe» unter Denkmalschutz. Künstler, Politiker und der Kulturverband «España Abierta» sammelten Unterschriften, Fernsehsender schalteten Sonderprogramme und die Radiostation Cope gründete sogar einen Verein, um das Wahrzeichen zu retten: die «Asociación para Salvar al Toro/Amigo de Osborne» («Gesellschaft zur Rettung des Stieres/Freund von Osborne»). Drei Jahre später erklärte auch der oberste spanische Gerichtshof den Osborne-Stier zu einem «wesensmässigen Teil der spanischen Landschaft».

Heute ist der Osborne-Stier nicht nur Markenlogo und Nationalsymbol, sondern zugleich ein Kunstobjekt von hohem Rang. In der internationalen Designwelt geniesst der schwarze Stier den Ruf einer verpflichtenden Referenz. Als bekanntes Markenzeichen ist er Gegenstand zahlreicher offizieller Anerkennungen und Protagonist von Ausstellungen und kulturellen Veranstaltungen geworden. Die Figur hat unzählige Zeichner, Maler, Fotografen und andere Künstler inspiriert und wird in vielen zeitgenössischen Werken reproduziert. Namhafte Künstler inspirierte der Stier zu modernen Interpretationen – zu den bekanntesten gehört Keith Haring, der im Jahr 1983 dem Osborne-Stier ein überraschend modernes Antlitz verpasste.

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