Stundensatz für Projektarbeit beim Aufftraggeber

13 Beiträge:

#1

Hallo 😀 Ich habe mich im April nebenberuflich selbständig gemacht, arbeite derzeit noch in Vollzeit, wechsel aber zum 1.10. den Arbeitgeber und beginne eine Teilzeitstelle. Mein aktueller Arbeitgeber möchte mich ab Oktober 1 x die Woche als Freelancer buchen, um bei ihm im Unternehmen Projekte und die Ausbildung der Azubine zu betreuen. Er hatte mich nun nach meinem Stundensatz gefragt. Dieser liegt bei 75 Euro rein netto. Den Satz hab ich so kalkuliert, dass ich ihn auch als hauptberuflich Selbständige erstmal weiter nutzen kann. Meinem Chef sind die 75 Euro nun zu viel. Ich würde gerne eure Einschätzung hören, ob es falsch ist, den gleichen Stundensatz zu verlangen, den ich Kunden anbiete, die mich beauftragen und keine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Letzten Endes falle ich für einen ganzen Tag aus und hätte ja auch keine Zeit an dem Tag andere Aufträge abzuarbeiten, die vielleicht mehr bringen würden.

Achso, vielleicht noch zur Info: Ich bin gelernte Mediengestalterin Digital/Print mit FR Konzeption und Visualisierung und geprüfte Medienfachwirtin Print. Ich arbeite inkl. Ausbildungszeit seit 9 Jahren im Werbebereich. 5 Jahre davon in einer Werbeagentur und 4 Jahre als Marketingassistenz/Leiterin in der Marketingabteilung meines derzeitigen Chefs. Ich denke, dass mein Stundensatz gerechtfertigt ist. Aber bin über die Reaktion dennoch am Nachdenken.

Freue mich auf euer Feedback.

Martin Hoffmann

Hoffmann, Martin

#2

Dein Stundensatz ist absolut gerechtfertigt nach 6−7 Jahren Praxis, lasse dich da bitte nicht weiter als unter 65 – 70 Euro runterhandeln. Dein dann ab Oktober Ex-arbeitgeber ist dann ein normaler Auftraggeber wie jede andere Firma/Agentur o. Verlag auch, der/die dich bucht. Deine Sozialabgaben / Urlaubstage, etc. trägst ja du alleine (evtl. Mit der Ksk) und nicht mehr der Ex-Arbeitgeber. Diesen Stundensatz musst du auch mindestens verlangen, um unterm Strich nach Abzug aller Fixkosten, Werbungskosten, Sozialabgaben, Rente, Krankheits- u. Urlaubstage etc.mindestens auf ein Monats-Gehalt eines Angestellten in gleicher Position zu kommen. Dein Stundensatz muss konsequent für jeden Auftraggeber gelten. Es gibt auch Fachbücher, Ratgeber u. Interessenverbände (Sehr ratsam) die zum Thema eigenen Stundensatz berechnen, Kalkulation u. Nutzungsrechte informieren.

#3

Hallo Martin, lieben Dank für dein Feedback und die Buchempfehlung. Ich hoffe, dass ich meinen Satz durchgesetzt bekomme. Bisher ist es doch etwas niederschmetternd, nach Angebotsstellung zu hören, man sei zu teuer. Aber vielleicht habe ich auch noch nicht die richtigen Kunden erwischt.

| Antwort auf Hoffmann, Martin
Martin Hoffmann

Hoffmann, Martin

#4

…das liegt leider auch daran, dass sich viele Freelancer für Stundensätze von bis zu 15 o. 20 Euro anbieten, was natürlich unsere Preise sowie die Wertschätzung von uns Kreativen langfristig kaputt macht. Viele Auftraggeber können anscheinend auch einfach nicht verstehen u. mitrechnen, wie man kostendeckend kalkuliert, ganz zu schweigen von anfallenden Nutzungsrechten…habe hier auf dieser Plattform schon unglaubliche Diskussionen geführt. Selbst als Anfänger oder Studierender sollte man in etwa in dieser
Stundensatzhöhe beginnen, denn nachträgliche Anhebungen des Stundensatz stösst verständlicherweise auf Unvedständnis des Kunden.

#5

Ja das stimmt. Wertschätzung zu bekommen ist ja sowieso schon schwierig. Es kann kaum einer nachvollziehen, wie aufwendig Grafik- und Textarbeiten sein können. Viel zu oft setzen sich die Leute eben auch selbst an ihre Werbung. Ja, ich habe mir auch gesagt, ich kalkuliere schon mit den Circa-Kosten, die ich als hauptberuflich Selbständige hätte, um nachher meinen Stundensatz nicht plötzlich erhöhen zu müssen und dadurch möglicherweise Kunden zu vergraulen.

| Antwort auf Hoffmann, Martin
Freier Texter

Texter, Freier

#6

Ich würde da schon einen Unterschied machen zwischen fester Stundenabnahme und Projektstundensätzen. Während Du bei Projekten einen erheblichen Teil nicht abrechenbaren Aufwands hast (Akquisition, erste Gespräche), kannst Du als feste Freie alle Stunden abrechnen. Realistisch kalkuliert, hast Du von 55 festgebucht genau so viel wie 75 im Projekt. (Ist natürlich anders, wenn Du dich vor Aufträgen nicht retten kannst; aber dann würdest Du ja gar kein Festfreies Verhältnis eingehen.)

Martin Hoffmann

Hoffmann, Martin

#7

…keine Ahnung wie das im Textbereich gehandelt wird…aber generell sehe ich das etwas anders…ich arbeite fest-frei mit Vertrag ebenso wie für freie Projekte mit einem konsequenten Stundensatz von 75 Euro. Die Höhe des eigenen Stundensatzes setzt sich aus sehr vielen Faktoren zusammen, auch unter der Berücksichtigung, dass eben nicht anrechenbare Zeit wie Aquise, Büroorganisation, Recherche und anfallende Besprechungs -und Reisezeiten im die Höhe des Stundensatz einkalkuliert werden müssen.
Wird übrigens auch in Ratgeberbüchern sowie von der Allianz deutscher Designer so empfohlen.

#8

Ich werde jetzt erstmal schauen, wie sich mein Arbeitgeber entscheidet. Meinen Satz kennt er ja jetzt. Entweder er nimmt ihn an oder macht ein faires Gegenangebot. Danke nochmal für euer Feedback.

Frank Schatz

Schatz, Frank

#9

Die 70−75 Euro sind für Freelancer absolut korrekt und m.E. die untere Grenze. Bei ca. 130 fakturierbaren Tagen minus KV, SV, Steuern, Rücklagen, Kapitalrendite, Risikozuschlag etc. für auftragsfreie Zeiten etc. wird es schon fast ein wenig knapp – im Verhältnis zum durchschnittlichen Arbeitnehmerverdienst Eine Super Erklärung zu dem Thema, gibt es hier: kontist.com/posts/freelancer-stundensatz-berechnen

Viktoria Wagner

Wagner, Viktoria

#10

75 Euro pro Stunde ist sehr gut! Aber ich habe in letzten 3 Monaten 4 Auftraggeber nacheinander, die es abgesagt haben, weil es für die sehr zu teuer war. Für ein Buch/ 30 Illustrationen mindestens 5 Stunden : mind. 375 pro Illu,.bei diesem Stundenlohn muss man mit 11250 Euro rechnen. So viel wird keiner bezahlen. Besonderes wenn es Selbstverläger sind.

Viktoria Wagner

Wagner, Viktoria

#11

Die letzte Firma war AF Verpackungs GmbH die haben mich selber angeschrieben und wollten Design Ihrer Broschüre in 2 Versionen (einmal mit ihrem LOGO und einmal mein Design), unbedingt wollten sie es telefonisch besprechen. Als ich 20 Euro pro Stunde gennant habe, wollten sie zuerst die Kosten besprechen mit ihren Partner und sich überlegen welches sie nehmen würden. Aber sicher nehmen sie eins. Am nächsten Tag haben sie mich angerufen und gesagt haben, dass sie doch nicht wissen ob sie überhaupt die Angebote annehmen. Das wäre in dem Fall 7 Stunden −140 Euro oder 200 Euro.

Martin Hoffmann

Hoffmann, Martin

#12

Jeder Illustrator, der in der Illustratoren Organisation Mitglied ist, weiss, das unser Interessenverband sich für eine faire Bezahlung einsetzt, die jüngste Publikation der IO ist ein Ratgeber für die richtige Kalkulation und individuelle Stubdensatzberechnung. Natürlich kann ein Eigen- oder Kleinverlag nicht das Honorar bieten, das große Unternehmen o. große Verlage zahlen. Aber 50 bis 60 Euro Stundensatz ist die allerunterste Grenze,, ohne Nutzungsrechteberechnung, Das muss auch der kleinere Kunde wissen, wenn er sich im professionellem Bereich bewegen will und professionelle Leistung von Illustratoren erwartet, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Nicht wenige Kollegen hier arbeiten teilweise für 15 bis 20 Euro, was erschreckende ist, denn abzüglich meiner Betriebskosten bin ich Netto bei einem Stundensatz unterhalb der Mindestlohnhöhe…ganz zu schweigen davon, dass diese Dumpingpreise den Markt kaputt machen. Die grösseren Verlage und mittelständischen Unternehmen kennen in der Regel die marktüblichen Preise und wissen auch über Nutzungsrechte und Buy Outs Bescheid, ich persönlich habe bisher immer gute Erfahrung in der Honorarakzeptanz mit solchen Kunden gemacht. Das also kein Auftraggeber für 30 bis 50 Illustrationen keine 10 – 15OOO Euro bezahlt, stimmt somit nicht…kommt natürlich auch auf den Aufwand an. Aber generell ist diese Honorarhöhe ein normaler Durchschnittswert, inkl. den Nutzungsrechte.

Viktoria Wagner

Wagner, Viktoria

#13

Ah, Herr Hoffmann, vielen Dank. Ja, das weiss ich, und ich würde auch sehr gerne für 75 Euro pro Stunde zeichnen..

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