Einen Klassiker zu verbessern, gehört zu den Königsdisziplinen in der Schriftgestaltung. Akira Kobayashi, künstlerischer Leiter von Linotype, hat sich an nichts Geringeres gesetzt als an die Frutiger – einen der wichtigsten Schriftentwürfe der Neuzeit. Allerdings mit passender Unterstützung: Adrian Frutiger, Schöpfer des Originalentwurfs, half, die eigene Schrift aktuellen Seh- und Lesegewohnheiten anzupassen. Herausgekommen ist die «Neue Frutiger», die im vergangenen Jahr erstmals vorgestellt wurde (dasauge berichtete).
Jetzt hat Kobayashi diese Schrift um schmale Schnitte mit zehn abgestuften Strichstärken und den entsprechenden Kursiven erweitert. Gegenüber dem Originalentwurf aus den frühen 70er-Jahren gestaltete er die «Neue Frutiger Condensed» an den Schnittpunkten der Schriftbalken akzentuierter, was die Lesbarkeit insbesondere in kleineren Punktgrössen deutlich verbessert.
Eine Schrift setzt Zeichen
Als in Paris Anfang der 70er-Jahre der neue Flughafen Charles de Gaulle geplant wurde, sollte dessen Orientierungssystem eine klare und gut lesbare Schrift erhalten. Die Entwicklung des Beschilderungssystems wurde Adrian Frutiger und seinem Atelier übertragen. Hier löste man diese Aufgabe so überzeugend, dass eine grosse Nachfrage nach dieser Schrift sowohl für Orientierungssysteme als auch für Drucksachen entstand. Die Frutiger setzte Massstäbe nicht nur für Beschilderungen, sondern überall dort, wo ein klares, gut lesbares Schriftbild gefordert war. Die so entstandene Schrift kam bereits 1977 als «Frutiger» in die Linotype-Bibliothek.
Mehr als dreissig Jahre später verhilft Akira Kobayashi nun der Schrift zu neuem Leben und vergrössert ihre Reichweite. Durch die Nutzung digitaler Möglichkeiten, die Adrian Frutiger in den 70er-Jahren noch nicht zur Verfügung standen, erzielt Kobayashi Verbesserungen, die sich insbesondere in einer optimierten Laufweite und Lesbarkeit in sehr kleinen Schriftgrössen ausdrückt.
In OpenType Pro
Die ‹Neue Frutiger› ist Teil der Platinum Collection von Linotype. Die 20 Schmalschnitte sind im OpenType-Pro-Format erhältlich. Das Pro-Format unterstützt erweiterte Zeichensätze für die meisten mitteleuropäischen und eine Vielzahl von osteuropäischen Sprachen. Die im letzten Jahr vorgestellten 20 Schnitte der Neuen Frutiger wurden daneben jetzt in das W1G-Format (World Glyph Set 1) übertragen. Dieses Format schliesst eine Mindestzeichenzahl und somit auch Griechisch (monotonisch) und Kyrillisch ein. Alle der insgesamt 40 Schnitte der Schrift enthalten OpenType-Möglichkeiten wie eine automatische Einfügung von Ligaturen oder alternativen Zeichen.