IE9 verspricht Besserung

Microsoft hat heute den Internet Explorer 9 veröffentlicht. Mit HTML5, CSS3 und SVG will der Internet Explorer im dritten Anlauf nach dem IE6 nun endlich die rote Laterne abgeben und zur Konkurrenz aufschliessen.

Microsoft hat heute, Dienstag, den Internet Explorer 9 (IE9) zum Herunterladen bereitgestellt. Nach dem enttäuschenden IE7 und dem durchwachsenen IE8 verabschiedet sich das Unternehmen mit einem neuen Konzept von dem bislang bekannten Aussehen des Microsoft-Browsers. Stattdessen nahm man Anleihen an der Konkurrenz und entwickelte das Design-Konzept weiter – der IE9 ähnelt optisch Googles Chrome. Technisch setzt der IE9 auf bessere Sicherheitsfunktionen, die den Surf-Alltag ungefährlicher machen sollen und auf eine Grafikbeschleunigung.

Zeichen und Wunder

Microsofts neuer Browser unterstützt erstmals die HTML5-Spezifikation, was zum Beispiel das Einbinden von Video- und Audiodateien auf Webseiten ohne Zusatzmodule erlaubt. Auch beim Thema CSS3 hat der IE9 zur Konkurrenz aufgeschlossen, was neue Möglichkeiten für die flexible Gestaltung und das Design von Webseiten eröffnet. So ist zum Beispiel auch die Definition runder Ecken oder mehrerer Hintergründe per CSS möglich. Und es geschehen noch Zeichen und Wunder: Microsoft hat die Blockade des SVG-Formats aufgegeben und kann nun interaktive Vektorgrafiken (SVG) ohne entsprechende Plugins im Browser darstellen.

Viel Platz für die Webseite

Das Design des IE9 orientiert sich an der Konkurrenz und lässt maximalen Platz für die eigentliche Webseite. Dafür wurde unter anderem die Adress-Eingabezeile mit der Suchzeile verknüpft. Nach Chrome-Manier können hier neben Adressen auch Suchbegriffe eingegeben werden, die schliesslich mittels Bing oder Google im Web gesucht werden. Die Reiter befinden sich daneben, wodurch weiter Platz gespart wird.

Ein wichtiger Bestandteil ist zudem die Hardwarebeschleunigung. Der Browser greift erstmals direkt auf die Grafikkarte zu, wodurch der Hauptprozessor und damit das Gesamtsystem entlastet wird. Aufwändige Animationen und Videos laufen damit im Browser ruckelfrei. In der Grafikbeschleunigung liegt jedoch auch das grosse Manko des IE9: Diese ist unter Windows XP nicht verfügbar, weshalb für den neuen Webbrowser auch ein neues Betriebssystem nötig ist – Windows 7 oder zumindest Vista.

Pins statt Tests

Im Rennen um den besten Browser legen die Hersteller laufend Tests vor, die beweisen sollen, dass das eigene Produkt das schnellste ist. Bei der Vorgänger-Version 8 war Microsoft hierbei bereits durch allzu durchsichtige Manipulationen des Testumfelds aufgefallen (dasauge berichtete). Auf Geschwindigkeit setzt auch der IE9, der «im Gegensatz zur Vorgängerversion IE8 bis zu zehnmal schneller ist», wie Microsoft-Sprecher Thomas Lutz anmerkt.

Allerdings nimmt sich Microsoft aus diesem Vergleichsrennen etwas heraus und setzt stattdessen auf eine einfachere Benutzung. Mit der Möglichkeit, Webseiten mit «Pins» auf der Taskleiste anzuheften, soll das Verwenden des Programms an sich beschleunigt werden. «Im Wirklichkeit ist es egal, ob ein Browser jetzt eine Seite um zwei Millisekunden schneller öffnet. Mit den Pins erspart sich der User allerdings ein paar Klicks, somit wird das Surfen selbst beschleunigt», argumentiert Georg Binder, Betreiber des österreichischen Windows Blogs.

Sicherheitsfunktionen

Neben einem Modus zum privaten Surfen ohne Aufzeichnung des Verlaufs bietet der IE9 mit der Funktion «Tracking Protection List» (TPL) die Möglichkeit, Begehrlichkeiten von Werbefirmen abzuwehren. Die Einstellung verhindert, dass Unternehmen das Surfverhalten von Anwendern aufzeichnen. Dabei werden entsprechende Domains vom Browser blockiert. Derartige Listen sollen sich sowohl selbst erstellen als auch von Drittanbietern beziehen lassen.

Ab sofort

Der Internet Explorer 9 steht auf 32- und 64-Bit-Systemen unter Windows 7, Vista und Server 2008 in 40 Sprachen zum manuellen Herunterladen bereit, wobei die deutsche Seite noch nicht entsprechend aktualisiert ist. Bis Microsoft den Browser per automatischem Update zur Verfügung stellt, dauert es erfahrungsgemäss noch ein paar Tage bis Wochen.

Archiv | pte

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