Museum für Designklau eröffnet

«Plagiarius» (Trophäe)
«Plagiarius» (Trophäe)

Im neuen «Museum Plagiarius» werden mehr als 250 Designerartikel und ihre Plagiate aus den unterschiedlichsten Branchen präsentiert.

Echte Ware oder schamlose Fälschung? Im neuen «Museum Plagiarius» in Solingen werden seit Sonntag mehr als 250 Originale und ihre teilweise erstaunlich professionellen Plagiate aus den unterschiedlichsten Branchen präsentiert. Neben Designerartikeln aus dem Haushalt von Küchenhelfern bis zur Taschenlampe kommen quer durch alle Preisstufen auch Möbel, Kinderspielzeug oder technisch komplexe Gerätschaften im direkten Vergleich in der Dauerausstellung zum Vorschein.

Plagiate kosten 50.000 Arbeitsplätze

Hauptsächlich betroffen sind bereits erfolgreiche Produkte, für die Kopierer aufgrund der bestehenden Nachfrage keinerlei Kosten für Forschung, Entwicklung oder Marketing berücksichtigen müssen. Dabei gilt der geistige Diebstahl, der vor allem in der Verwendung ähnlich klingender Markennamen oder Verpackungsformen passiert, beileibe nicht als Kavaliersdelikt – laut der nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerin Christa Thoben kosten die Plagiate pro Jahr mindestens 50.000 Arbeitsplätze in Deutschland.

Plagiarius 2007

Verantwortlich für das «Plagiarius»-Konzept ist Design-Professor Rido Busse, der 1977 seine von ihm selbst kreierte Briefwaage überraschend bei einem Messebesuch als Billigimitat auf einem Stand eines Herstellers aus Hongkong entdeckt hatte. Seitdem reagiert er jährlich auf die dreistesten Fälle von Nachahmung mit einem sinnbildlichen Preis: Ein schwarz angemalter Gartenzwerg mit einer goldenen Nase. Die ersten drei Plätze 2007 betrafen nach Ansicht der Jury übrigens eine Isolierkanne, ein Notizbuch sowie eine Kehrmaschine (dasauge berichtete). Auch Tankstellen-Zapfventile und ein beleuchteter Türgriff wurden unter anderem auf diese Weise angemahnt.

Nicht immer sitzen die Übeltäter im Ausland – eine Brillenkollektion aus Passau in Bayern verkauft eine Firma aus Minden in Westfalen ungeniert als eigene Innovation. «Die Symbolkraft dieser negativen Auszeichnung nimmt leider immer mehr an Gewicht zu. Schliesslich geht es längst um immense Gewinnsummen, die korrupte Geschäftemacher auf Kosten anderer Leute verdienen. Dagegen müssen wir permanent Aufklärungsarbeit betreiben», erklärt der 72-jährige Busse.

Tipps zu urheberrechtlichen Strategien

So fordert die «Aktion Plagiarius e.V.» unermüdlich die Originalhersteller auf, die meist aus Südostasien stammenden Beispiele der klassischen Produktpiraterie zu melden. Während in China oder Taiwan zwar die Produzenten beheimatet sind, sitzen die betrügerischen Köpfe überwiegend in Europa und steuern von dort aus ihre ertragreichen Vertriebswerke.

Parallel zur Schau sollen regelmässig veranstaltete Seminare über die oftmals unterschätzten Gefahren und wirtschaftlichen Schäden der Markenklauerei informieren sowie Tipps zu urheberrechtlichen Strategien geben. Denn minderwertige Qualität und nicht erfüllte Sicherheitsstandards können in Einzelfällen auch das Leben ahnungsloser Konsumenten gefährden. Ermöglicht wird das Projekt durch die finanzielle Unterstützung der Stadt Solingen und des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltswaren. Daneben unterstützen zahlreiche Vertreter aus der Industrie sowie Privatpersonen mit Geld- und Sachspenden die Innenausstattung sowie den laufenden Betrieb.

Museum in Solingen

Das Museum Plagiarius befindet sich in der Bahnhofstrasse 11 in 42651 Solingen und hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2 Euro, für Studenten 1 Euro.

Archiv | pte

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