Verödung des Sehnervs
Aber immerhin, Pirelli folgt einem allgemeinen Trend. Lavazza schließt sich übrigens an und bringt eine hervorragende Fotografin dazu, sich auf die Niederungen der EBV-Bastelei zu begeben. Wohlauf, wir befinden uns wieder im ArtWork der 70er, als wir alle (ja, ich bin schon so alt, daß ich mich noch an die damaligen Umtriebe erinnern kann) staunend vor den in Prospekten abgedruckten knatschorangefarbenen Sonnenuntergängen und LSD-grünen Waldimpressionen standen, die den Opel Manta zum Jugendkultobjekt beschleunigen sollten. Rückblickend muß man sagen: es hat geklappt.
Aber wird das Wiederholen glücken? Wird der Kalenderkult Schaden nehmen? Oder sind wir „nur“ am Gipfel der übertriebenen Bildinszenierung angelangt?
Wo ist der Schwellwert, an dem sich ein Kultobjekt zum Brechmittel wandelt?
Harsche Kritik. Ja. Und doch weiß ich, es gibt eine kleine Schar Menschen, die bereits aufmerksam wurden und sich aktiv gegen die Verödung ihrer Sehnerven wehrt. Zweifelhaft ist, ob diese Menschen Stammkunden der Kalendermacher bleiben... wobei die Kalender ja doch nur Nebenprodukte der Hauptprodukte sind. Benetton nahm Schaden, nachdem ihre Bildwerbung in Ungnade geredet wurde.
Aber keine Angst! Angeblich sind die Käufer heute nicht mehr so kritisch, wie sie es noch vor 20 Jahren waren... ist es wirklich schon so lange her?