Mehr als 105.000 Bilder aus 162 Ländern wurden in diesem Jahr bei den Sony World Photography Awards eingereicht. Im Rahmen der Preisverleihung, die gestern Abend im Leicester Square in London stattfand, wurde der argentinische Fotograf Alejandro Chaskielberg zum Sieger gekürt und darf sich nun etwas sperrig «Sony World Photography Awards Photographer of the Year 2011» nennen. Ausserdem erhielt er die Auszeichnung «L’Iris D’Or». Nachdem die Preisverleihung in den Vorjahren in Cannes stattfand, wurden die Auszeichnungen in diesem Jahr erstmals in London verliehen.
Fotograf des Jahres
Alejandro Chaskielberg wurde in Buenos Aires geboren und begann im Alter von 18 Jahren als Fotojournalist für eine Lokalzeitung zu arbeiten. Im Laufe der vergangenen 16 Jahre machte der heute 34-Jährige als Fotograf Karriere: Seine preisgekrönten Fotos gewähren aussergewöhnliche Einblicke in das Leben von Inselbewohnern, die am Delta des Paraná-Flusses leben. Chaskielberg widmete sich zwei Jahre seinem «Hochwasser»-Projekt und lebte mit den Menschen vor Ort zusammen. Er hat aus nächster Nähe dokumentiert, wie sie leben und arbeiten und eine Serie beeindruckender nächtlicher Porträts aufgenommen: «Mithilfe meiner Fotos konnte ich eine Seite des Paraná-Deltas und seiner Bewohner präsentieren, der bis dahin noch kein Fotograf Beachtung geschenkt hatte.»
Chaskielberg wurde von einer Jury aus zwölf Mitgliedern zum Sieger des diesjährigen Profi-Wettbewerbs gewählt. Neben der Auszeichnung «L’Iris D’Or» erhält er ein Preisgeld in Höhe von 25.000 US-Dollar und eine Kameraausrüstung. Ausserdem wird er wie die früheren Gewinner David Zimmerman, Vanessa Winship und Tommaso Ausili Mitglied der «World Photographic Academy».
Offener Wettbewerb
Als Gewinner des Offenen Wettbewerbs und somit als «Sony World Photography Awards Open Competition Photographer of the Year» wurde Chan Kwok Hung für sein beeindruckend dramatisches Bild «Büffelrennen» ausgezeichnet. Der 37-Jährige Schmuckfabrikant aus Hongkong nahm sein Preisgeld in Höhe von 5.000 US-Dollar und eine Kameraausrüstung auf der Gala persönlich entgegen. Chan Kwok Hung kaufte seine erste Spiegelreflex-Kamera 2006 und eignete sich seine Fotografie-Kenntnisse mithilfe von Büchern und dem Internet an. Er entwickelte eine Leidenschaft dafür, in unerschlossene Regionen zu reisen. Als er von dem Büffelrennen hörte, machte er sich auf den Weg nach Indonesien. Nach einem frühen Tagesbeginn und stundenlangem Warten zahlte sich seine Geduld schliesslich aus. Seine Reise, die er als unvergesslich beschreibt, fand ihren Höhenpunkt in einem spektakulären Bild – seinem Siegerfoto.
Profi-Wettbewerb
Zudem wurden auf der Preisverleihung die Sieger der 13 Kategorien des Profi-Wettbewerbs bekannt gegeben, sie reichen von Reise- und Porträtfotografie bis hin zur Kategorie Zeitgeschehen. In diesem Jahr überzeugten gleich sieben Werke von insgesamt sechs deutschen Fotografen die Jury: Saja Seus siegte mit ihren kreativen Bildern in der Kategorie «Lifestyle». Paul Gisbrecht gewinnt mit seinen eindrucksvollen Aufnahmen die Kategorie «Konzeptkunst». Ausserdem setzten sich Peter Franck (Stillleben), Frank Meyl (Architektur), David Kretschmer (Porträt) und Frank Bayh & Steff Rosenberger-Ochs (Lifestyle) mit dem jeweils zweiten Platz in einer der Profi-Kategorien durch. Letztere wurden sogar doppelt nominiert und schaffen es in der Kategorie «Architektur» auf den dritten Platz.
Ausserordentliche Leistungen für die Fotografie
Einen weiteren Höhepunkt der Preisverleihung setzte die Ehrung des 77-jährigen Fotografen Bruce Davidson für seine «Ausserordentlichen Leistungen für die Fotografie». Davidson ist einer der renommiertesten Fotografen Amerikas und blickt auf eine Karriere zurück, die sich über mehr als ein halbes Jahrhundert erstreckt. Eine Ausstellung mit seinen Werken ist im Rahmen des World Photography Festivals im Somerset House in London zu sehen. Zu den Arbeiten, die Bruce Davidson zusammen mit Simon Baker (Kurator für Fotografie und Internationale Kunst an der Tate Modern in London) ausgewählt hat, gehören auch einige seiner berühmtesten Fotografien aus der «East 100th Street»- und «Zirkus»-Serie.
Student Focus-Wettbewerb
Als Sieger des «Student Focus Wettbewerbs» wurde Louis Boulet von der École Nationale Supérieure Louis Lumiere in Frankreich benannt. Boulet konnte sich gegenüber einer harten Konkurrenz von Einsendungen von mehr als 200 Hochschulen auf sechs Kontinenten durchsetzen.
Ausstellung
Die Ausstellung der Siegerfotos ist der Höhepunkt der Fotoausstellungen im Rahmen des «World Photography Festivals», die vom 26. April bis zum 22. Mai im Somerset House in London zu sehen sind. Mit einer umfangreichen Sammlung internationaler zeitgenössischer Fotografien, die neben Dokumentar-, Sport-, Porträt-, Landschafts- und Modefotografie noch viele weitere Genres umfassen, bietet die Ausstellung einen einzigartigen Blick auf die Welt 2010/2011, wie sie die Teilnehmer am diesjährigen Wettbewerb festgehalten haben.