Eine Digitalkamera heute gekauft – auch morgen noch ein Gerät zum Arbeiten? Wie weit schränken heutige Entscheidungen der Kamerahersteller den Zugriff von Fotografen auf ihre eigenen Bilder ein? Und werden Archive in einigen Jahren noch lesbar sein?
Über 19.000 Digitalfotografen und Sammler aus aller Welt haben sich in einer gross angelegten Umfrage der OpenRAW-Initiative zur Digitalfotografie und dem Wert von RAW-Dateien – gespeicherte Rohdaten, wie sie der Sensor einer Digitalkamera sieht – geäussert. Die Initiative war daran interessiert zu erfahren, wie Fotografen mit dem «digitalen Negativ» arbeiten und wie sie ihren Workflow für die Zukunft sehen.
Vom 31. Januar bis zum 15. März 2006 hatten alle Fotografen, Bibliothekare, Galeristen und Archivare Gelegenheit, sich an der Umfrage zu beteiligen – dasauge berichtete. Ziel der vor einem Jahr gegründeten OpenRAW-Initiative war, mehr über die tatsächlichen Arbeitsabläufe, Umstellungen und Probleme im Zusammenhang mit digitaler Fotografie zu erfahren. Gleichzeitig sollten alle, die mit Digitalfotos zu tun haben, die Möglichkeit erhalten, den Herstellern zu sagen, was sie von ihren Kameras erwarten. Sechs Wochen lief die Umfrage, an der über 19.000 Menschen teilnahmen – professionelle Fotografen, Amateure, und Fachleute rund ums Bild – beantworteten 25 Fragen zu ihrer Arbeit mit digitalen Aufnahmen. Durchschnittliche fotografische Erfahrung: 19,5 Jahre.
Bisher wurde in Webforen zwar viel über RAW-Formate, ihre Technik und Auswirkungen auf das tägliche Fotografieren diskutiert, eine systematische Untersuchung gab es aber nicht: Erfahrungen, Voraussetzungen, Vorlieben oder Fragen der Nutzer über RAW-Technologie und ihre Zukunft waren anekdotisch. Dabei fürchten viele Fotografen und Sammler, dass die technischen Entscheidungen der Kamerahersteller massive Auswirkungen auf die Zukunft der Fotografie haben. Denn die Hersteller hören nur selten auf die individuellen Stimmen ihrer Kunden.
«In dem einen Jahr seit der Gründung der OpenRAW-Initiative hat sich eine ganze Menge auf dem Markt getan. Die Hersteller verbreiten weiter proprietäre RAW-Formate, es werden Kameraeinstellungen in den Dateien verschlüsselt, so manche bekannte Marke ist bereits vom Markt verschwunden,» erläutert Juergen Specht, Gründer der Initiative, «All das macht die Fotografen nervös, wenn es um die Zukunft ihrer Bilder geht. So lange RAW-Formate nicht offen dokumentiert werden, kann kein Fotograf – ob hoch bezahlter Profi oder Schnappschuss-Enthusiast – sicher sein, auch morgen noch an seine Fotos ranzukommen.»
Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage liegen jetzt vor und werden Schritt für Schritt zwischen dem 25. und 29. April 2006 auf der Website der OpenRAW-Initiative veröffentlicht.