Seit geraumer Zeit etablieren sich so genannte Promospiele, also Computerspiele, in denen Marken und Logos vorkommen sowie Spiele, die von Konzernen zu Werbezwecken herausgebracht werden. Meist handelt es sich hierbei um Webanwendungen in Flash. Ein neues Genre – Antipromo-Spiele, auch «Anti-Advergames» – dreht den Spiess nun um: Die neuen Titel karikieren Unternehmen und ihre Arbeitsweisen.
«Wir denken, dass Videospiele ein besonders geeignetes Mittel sind, um die Logik hinter dem System von Unternehmen und Organisationen aufzuzeigen», meint Ian Bogost, einer der Partner von Persuasive Games, einem Entwickler von Antipromo-Spielen. Auf der Webseite des italienischen Herstellers Molleindustria kann man zum Beispiel das System hinter McDonald’s erkunden. Um Erfolg zu haben, muss ein Spieler Hormone an Rinder verfüttern und die Löhne niedrig halten. «Hinter jedem Burger steckt ein Prozess den man kennen sollte», verteidigt Molleindustria die Klischees. Das McDonald’s-Spiel sei nur der erste Streich der italienischen Entwickler, Spiele über die globale Erwärmung und multinationale Ketten wie Starbucks seien schon in Planung, sagt der Molleindustria-Spieldesigner Paolo Pedercini.
Die Idee hinter dem McDonald’s-Spiel sei nicht nur Kritik an dem Konzern, sondern auch, den Spielern die Komplexität des Wirtschafts- und Sozialsystems näher zu bringen, erklärt Pedercini. Nach eigenen Angaben haben die Hersteller der Antipromo-Spiele noch keine Reaktionen von den Unternehmen erhalten, die in den Spielen vorkommen. Man habe aber Bedenken wegen Urheberrechts-Streitigkeiten, so Pedercini. «Die Games sind kostenlos und wir betrachten globale Marken und Symbole als Teil unserer Kultur und rechnen daher nicht mit ernsthaften Schwierigkeiten», meint der Spiele-Entwickler.