Der Internet-Gigant Google betritt das Revier der klassischen, gedruckten Anzeige. Ende dieses Monats startet Google in den USA einen Testlauf, an dem über 50 grosse Tageszeitungen sowie über 100 Werber teilnehmen, darunter die grössten Zeitungsverlage Gannett, Tribune Company und die New York Times. Google erweitert damit sein Anzeigenverkaufssystem Adwords, das bereits Werbeanzeigen auf Millionen von Websites vermarktet, und bietet, zunächst in einem Test, Werbeanzeigen für Printzeitungen an.
Die Zeitungen versprechen sich von Googles neuem Angebot ihre Werbeeinnahmen zu steigern und vor allem kleinere Unternehmen und Internethändler als neue Kunden anzulocken, ohne mit den Anzeigenpreisen nach unten zu gehen. Sebastian Berger, Sprecher des Süddeutschen Verlages, äusserst sich skeptisch über das neue Angebot und glaubt, dass es für die Süddeutsche Zeitung eher nicht von Interesse sei. «Das funktioniert vielleicht gut bei regionalen Zeitungen. Aber wir lassen uns gerne überraschen und warten ab, was die Ergebnisse des Tests bringen», so Berger.
Das neue Angebot ist Teil eines ehrgeizigen Projekts, das Google langfristig anstrebt. In Zukunft soll Googles Werbeanzeigensystem Werbern die Möglichkeit geben, in jedem erdenklichen Medium ihre Anzeigen zu platzieren. Werbern, die bislang kaum in traditionellen Medien geworben haben, eröffnen sich neue Möglichkeiten sowie Zeitungen neue Kundenstämme. Für die Zeitungen ist Googles Angebot jedoch ein zweischneidiges Schwert. Während einerseits Werbeeinnahmen gesteigert werden können, stärken die Zeitungen gleichzeitig Googles Position als Werbehändler.
Während der dreimonatigen Testphase bietet Google sein Angebot kostenlos an. Für Anzeigen, die Google auf Internetseiten vermittelt, kassiert die Suchmaschine 20 Prozent der Einnahmen. Der offizielle Start des Systems ist für Anfang kommenden Jahres angesetzt.