Die Sponsoren Adidas und T-Mobile denken an einen Rückzug aus der Tour de France. Nachdem die Kette von Dopingskandalen nicht abreisst, erwägt der Sporthersteller Adidas, 2008 nicht mehr als Förderer der Tour de France aufzutreten. «Adidas bezieht eindeutig Position gegen Doping im Sport. Dementsprechend befassen wir uns derzeit sehr ernsthaft mit dem Ausstieg aus unseren Sponsoring-Aktivitäten», heisst es von Adidas.
Gerüchte über einen angedachten Rückzug der Volkswagen-Tochter Skoda relativiert Skoda-Sprecher Nikolaus Reichert. «Es scheint, dass der Selbstreinigungsprozess bei der Tour de France zu greifen beginnt. Daher können wir uns vorstellen, nächstes Jahr wieder dabei zu sein», sagt Reichert gegenüber der Agentur Pressetext. Dennoch gebe es auch die Option des Rückzugs, so Reichert weiter. Neben Autos, die dem Gerolsteiner-Team zur Verfügung gestellt werden, sponsert Skoda einen Betrag im unteren einstelligen Millionenbereich.
«Harter Schlag»
Die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile wird nach dem Ende der Tour darüber beraten, ob sie weitermachen wird. «So lang nichts Aussergewöhnliches mehr auf der Tour passiert, wird das Team die Tour bis zum Ende fahren», sagt Christian Frommert, Leiter der Sportkommunikation der Deutschen Telekom. Wie ernst die Skandale genommen werden, zeigt die Aussage eines T-Mobile-Unternehmensvertreters, den das Wall Street Journal zitiert: «Der jüngste Dopingtest ist eine harte Probe für den Sport und für uns. Es ist ein harter Schlag gegen das Anti-Doping-Programm».
Das deutsche Mobilfunkunternehmen macht für das 29-köpfige Radteam der Tour de France laut Schätzungen jährlich zwölf Millionen Euro locker. Zusätzlich spendete T-Mobile eine halbe Millionen Euro an die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA).
Dabeibleiben wird schwieriger
Die Kumulation der negativen Ereignisse rund um die Tour de France, zuletzt der Rausschmiss des Dänen und Trägers des Gelben Trikots, Mickael Rasmussen, bringt die Sponsoren unter Zugzwang. Bislang stellten sich die Förderer hinter ihre Mannschaften. Inzwischen wird diese Standhaftigkeit jedoch all zu sehr auf die Probe gestellt. «Die Sponsoren sind jetzt sehr vorsichtig bei ihren Äusserungen. Die Aussage ‹wir bleiben dabei› kommt ihnen nicht mehr so locker von den Lippen», sagt Reinhard Grohs, Marketing-Experte vom Lehrstuhl für Marketing der Universität Wien.
Normalerweise bestehe die Gefahr sich ein schlechtes Image einzufangen, verlässt man das sinkende Schiff als Erster, erklärt Grohs. Daher sei ein schleichender einem direkten Rückzug vorziehen. Diese Faustregel gelte nun aber nicht mehr, denn «man hat gedacht, es kann nicht mehr schlimmer werden, aber es kam noch schlimmer.»
Indes werden die Stimmen nach einem Abbruch der Tour immer lauter. Die «Libération» fordert einen Stopp der Tour und die Zeitung «Le Soir» druckte gar eine Todesanzeige auf ihrer Titelseite. Die Sender ARD und ZDF boykottieren seit vergangener Woche die Übertragung der dreiwöchigen Tour.