Werbeverbot gegen das Dickwerden

Süssigkeiten
Süssigkeiten

In Grossbritannien plant die Medienaufsichtsbehörde ein Werbeverbot für Nahrungsmittel mit der Zielgruppe Kinder und empört damit die Fernsehsender.

In Grossbritannien plant die Medienaufsichtsbehörde Ofcom die Einführung von Werbeverboten für Essen und Getränke während der Zeiten, in denen viele Kinder fernsehen. Diese Massnahme soll helfen, gegen das Problem des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen vorzugehen. Die britischen Fernsehsender ITV, Channel 4 und Channel Five haben nun einen offenen Brief an die Kulturministerin Tessa Jowell verfasst, in dem sie ihre Besorgnis über die Verbote ausdrücken.

Die Fernsehstationen erwarten starke finanzielle Einbussen durch fehlende Werbeeinnahmen und fürchten, nicht mehr mit BBC konkurrieren zu können. Sie finanzieren sich ausschliesslich durch Werbeeinnahmen und Sponsoring und stecken ihre gesamten Einnahmen wieder in die Sendungsproduktion, wie Channel-4-Chef Andy Duncan in seinem offenen Brief an die Ministerin schreibt. Ofcom hatte zuvor die Werbeverluste durch das Verbot auf 140 Mill. Pfund pro Jahr geschätzt, die Sender sprechen jedoch von Verlusten von bis zu 300 Mill. Pfund.

Die Regelung wird von den Fernsehstationen als kontraproduktiv kritisiert, da den Sendern dadurch die Mittel für Produktionen genommen würden, die Ernährung und Lebensstil positiv beeinflussen können. Als Beispiel werden die Sendungen «Jamie’s School Dinners» oder Lifestyle-Shows wie «Diet Doctors» genannt. Ausserdem würden dadurch Lebensmittelhersteller einfach zu anderen Werbemethoden greifen, die wesentlich weniger transparent und schwieriger zu regulieren seien, wie beispielsweise Werbung in Geschäften.

In Deutschland existieren keine generellen Werbeverbote gegen ungesundes Essen, jedoch gab es vor kurzem auf europäischer Ebene einen Beschluss, der irreführende Werbung verhindern soll. «Gesundheitsbezogene Werbeaussagen müssen in Zukunft wissenschaftlich nachgewiesen werden», erklärt Christian Fronczak, Sprecher der deutschen Verbraucherzentrale Bundesverband, gegenüber der Agentur pressetext. Ausserdem muss nun, wenn mit einer positiven Werbeaussage geworben wird, gleichzeitig auf negative Inhaltsstoffe hingewiesen werden. «Wenn auf einer Milchschnittenverpackung mit hohem Calcium- und Milchgehalt geworben wird, muss in gleicher Grösse auf den hohen Fett- und Zuckergehalt hingewiesen werden», erklärt Fronczak.

Werbung für ungesundes Essen könne dem Problem des Übergewichts etwas entgegensetzen, meint Fronczak, denn die Mitverantwortung der Industrie sei nicht zu bestreiten. «Wenn Werbung nicht viele Leute zum Kauf bewegen würde, dann würde die Industrie sie nicht machen.» Allerdings spielen bei Übergewicht mehrere Faktoren zusammen. «Das Problem beginnt schon bei den Eltern und in den Schulen, wo es keine Ernährungserziehung gibt», so Fronczak.

Archiv | pte

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