Die Ausstellung «Photokina – The Early Years 1950 – 1956 – Documents from L. Fritz Gruber and Charles E. Fraser» vereint im Rahmen der «Visual Gallery» Bild- und Schriftdokumente, die eine facettenreiche Anschauung von der Frühzeit der Photokina-Bilderschauen vermitteln. Neben Archivbeständen aus dem Nachlass von Prof. Dr. L. Fritz Gruber werden auch erstmals Schwarzweiss- und Farbaufnahmen des in London lebenden Fotografen Charles E. Fraser vorgestellt, der die Bilderschauen der Photokina bilddokumentarisch über Jahrzehnte begleitet hat. Kurator der Ausstellung ist Dr. Christoph Schaden, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh).
Mit der «Photo-Kino-Ausstellung» hatten die beiden Initiatoren Bruno Uhl und L. Fritz Gruber im Frühjahr 1950 einen neuen Messetypus entwickelt, der das Profil der Fotoindustriemesse von Beginn an um eine Vielzahl fotografischer Ausstellungen bereicherte. Die Konzeption folgte hierbei bewusst einer Zweiteilung: Neben den technischen Innovationen der Fotoindustrie wurden in den Bilderschauen die kulturellen und gesellschaftlichen Leistungen des Bildmediums herausgestellt. Nicht zuletzt durch die zentrale Einbindung dieses kulturellen Teils etablierte sich die Photokina bis Mitte der 1950er Jahre als die international führende Fachmesse der Fotografie. Mit einer Ausstellungsfläche von 66.000 Quadratmetern und 502 Ausstellern (Auslandsanteil 28,4 %) erreichte die Photokina im Jahre 1956 bereits über 170.000 Messebesucher.
Die Gestaltung der Bilderschauen, für die L. Fritz Gruber verantwortlich zeichnete, war in ihren Inhalten von Beginn an auf eine internationale Perspektive ausgerichtet. Neben Lehrschauen zur Amateur-, Berufs- und Pressefotografie sowie didaktischen Ausstellungen zur Geschichte und Anwendung des Mediums boten die Bilderschauen den Besuchern nach den doktrinären Jahren der NS-Gewaltherrschaft erstmals die Möglichkeit, international herausragende Einzelpositionen und Strömungen kennen zu lernen. Denn L. Fritz Gruber sorgte als Macher der Bilderschauen regelmässig sowohl für die Präsentation von Pionierleistungen der Fotografie als auch für das Vorstellen von Arbeiten international führender Fotografen der Gegenwart auf der Weltmesse des Bildes. Nicht selten wurden Karrieren junger Fotografen erst dadurch gestartet. Grössere Einzelausstellungen würdigten namhafte Fotografen, wie August Sander (1951), Irving Penn (1954) sowie Dr. Erich Salomon und Ansel Adams (1956). Und es wurden international bedeutende Museumsbestände präsentiert, beispielsweise aus dem George Eastman-House, Rochester, oder dem Museum of Modern Art, New York.
Darüber hinaus spiegelten sich zeitgemässe Tendenzen auf Ausstellungsflächen, auf denen avantgardistische Positionen des Inlands (fotoform 1950- 1952) ebenso berücksichtigt wurden wie Entwicklungen, die die «Photographie als Weltsprache» kommunizierten (Life-Fotografie 1952, Magnum 1956). In ihrer Breitenwirkung leisteten die Bilderschauen der Jahre 1950 bis 1956 für das Medium Fotografie einen wesentlichen kulturellen Beitrag zur Wiederaufnahme der jungen westdeutschen Demokratie an die internationale Wertegemeinschaft. Sie markieren in ihrer humanistisch geprägten Offenheit nach innen und aussen jenen Neubeginn nach 1945, der bis heute nachwirkt.
Bei der Ausstellung handelt es sich um ein Projekt der DGPh in Kooperation mit dem Historischen Archiv der Stadt Köln, der Koelnmesse und der Prophoto GmbH.